LITERARISCHER SIMROCK-FREILIGRATH-WEG
Einleitung
Der LITERARISCHE SIMROCK-FREILIGRATH-WEG verläuft von Bad Honnef-Menzenberg nach Unkel am Rhein (10 km südlich von Bonn, rechts-rheinisch). Die Weglänge beträgt 6 km.
Der Engländer George Lord Byron, der Nordamerikaner Henry W. Longfellow, die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm und weitere Geistesgrößen kamen im 19. Jahrhundert zum Drachenfels, ins rheinnahe Siebengebirge, an den Strom der Deutschen, den Rhein, zu einer Zeit, als die Spätromantik in ihrer schönsten Blüte stand.
Das konnte damals nur heißen: Frühlingsgenüsse, fröhliche Gartenfeste, Kahnpartien auf dem Rhein, freudvolle Arbeit in Simrocks Weinberg, wo der Rotwein "Eckenblut" angebaut und kredenzt wurde.
Und das geistige Leben ging mit Gedichteschreiben, Büchermachen und munterer Korrespondenz einher, worüber noch heute zahlreiche Dokumente Zeugnis ablegen. Verbrieft ist auch, dass diese Literaturschaffenden häufig jenes Weges waren, der nun nach Karl Simrock (1802-1876) und Ferdinand Freiligrath (1810-1876) benannt wird: beginnend vor dem Haus Parzival in Menzenberg/Bad Honnef, weiter über Rheinbreitbach und Scheuren bis Unkel am Rhein zum Freiligrath-Haus. Der Gelehrte, Dichter und Übersetzer Simrock wohnte in Menzenberg; der Lyriker und freiheitsgesinnte Freiligrath in Unkel am Rhein. Das Lebenswerk von beiden ist in Nachschlagewerken zum Teil ausführlich beschrieben, wie von nahezu allen, die damals dort verkehrten. Eine Reihe von Namen wie Wolfgang Müller von Königswinter, Gottfried und Johanna Kinkel, Ludwig Uhland, August Hoffmann von Fallersleben, Hermann Grieben und Wilhelm Wackernagel sollten nicht unerwähnt bleiben.
Dr. theol. Gerhard Reifferscheid (* 1913 † 26.7.2002) mit Kopfbedeckung links im Bild, und Prof.em. Dr. Helmut Arntz (* 1912 † 31.05.2007) anlässlich der Einweihung des Literarischen Simrock-Freiligrath-Weges am 26. Aug. 2000 im Hof des Hauses Parzival in Menzenberg.
Jetzt lädt, möglichst mit der passenden Literatur zur Hand, der einzige literarische Weg am Mittelrhein zum Nacherleben der rheinischen Spätromantik ein. Für die ca. 6 km lange Wegstrecke sollte die Zeit also nicht zu knapp bemessen werden. Der Weg ist hinreichend ausgeschildert.
Das im Verlag Kurt Roessler, 53332 Bornheim, erschienene Begleitheft "Literarische Materialien und Wegbeschreibung" (über 80 Seiten, 20 Abbildungen) kann über die Karl-Simrock-Forschung, Postfach 20 11 42, D-53141 Bonn bezogen werden.
Zeittafel
Karl Simrock |
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1802 |
Geboren in Bonn. 13. Kind des Musikverlegers Nikolaus Simrock; dieser war ein Freund Ludwig van Beethovens. |
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1818 |
Student der Rechte an der neu gegründeten Preußisch-Rheinischen Universität in Bonn. Hört auch Geschichte bei E. M. Arndt und deutsche Sprache und Literatur bei A. W. von Schlegel. |
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1822 |
Studium der Rechte in Berlin. |
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1823 |
Mitglied der Berliner "Mittwochsgesellschaft". Freundschaft mit Adalbert von Chamisso und Wilhelm Wackernagel. |
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1824 |
Referendar beim Königlichen Kammergericht. |
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1827 |
Übersetzung des Nibelungenliedes ins Neuhochdeutsche. |
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1829 |
Begegnung mit Justinus Kerner und Ludwig Uhland. |
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1830 |
Bekanntschaft mit den Brüdern Grimm. |
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1830 |
Entlassung aus dem preußischen Staatsdienst aufgrund eines als revolutionär angesehenen Gedichtes. |
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1834 |
Doktor der Philosophie. |
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1839 |
Bekanntschaft mit Ferdinand Freiligrath. |
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1844 |
Mitglied des Bonner "Maikäferbundes" (bis 1847); gegründet von Johanna Mockel und Gottfried Kinkel. Literarischer Kreis. |
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1850 |
a.o. Professor für die Geschichte der deutschen Sprache und Literatur und ab 1852 o. Professor an der Universität Bonn. |
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1852 |
Doppelruf nach München als freier Dichter oder ordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur. Lehnte beide Berufungen ab. |
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1876 |
Tod Simrocks; Grabmal auf dem historischen Alten Friedhof Bonn. |
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Ferdinand Freiligrath |
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1810 |
Am 17. Juni 1810 wurde Ferdinand Freiligrath als Sohn des Lehrers Johann Wilhelm Freiligrath und seiner Frau Luise, geb. Tops in Detmold geboren. |
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1825 |
Abbruch der Detmolder Gymnasialzeit, um Kaufmann zu werden. Eintritt in das Geschäft eines Verwandten. |
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1832 |
Übernahme einer Korrespondentenstelle in Amsterdam. |
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1837 - 39 |
Kaufmann in Barmen Kontakte zu Gottfried Kinkel, Christian Matzerath, Wolfgang Müller, Karl Simrock und der Düsseldorfer Malerschule. Freundschaft mit Karl Immermann. |
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1839 |
Ab 1839 freier Schriftsteller. Beginn des Buches Das malerische und romantische Westphalen. Umzug nach Unkel am Rhein. Beziehung zu Franziska Schwiter. |
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1840 |
Wiederaufbau des Rolandsbogen, angeregt durch Freiligrath. Zwei Jahrgänge des Rheinischen Jahrbuchs für Kunst und Poesie, zusammen mit Karl Simrock und Christian Matzerath. Beziehung zu Ida Melos. |
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1842 |
Umzug nach St. Goar. Begegnung mit König Friedrich Wilhelm IV. in Koblenz: Jahrespension von 300 Talern. |
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1843 |
Wandlung des Dichters zum politischen Lyriker. |
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1843 - 44 |
In St.Goar entstand zum größten Teil sein für den "Vormärz" so wichtiges Werk: "Ein Glaubensbekenntnis". Seine Gedichte werden von der Zensur verboten. Der Dichter verweigerte die Annahme der Pension des Königs und geht mit seiner Frau Ida zunächst nach Belgien ins Exil. Freiligrath wird "Der Trompeter der Revolution". |
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1845 |
Im Februar kommt es in Brüssel zur ersten persönlichen Begegnung mit Karl Marx. Umsiedlung in die Schweiz. |
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1846 |
Emigration nach London. |
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1848 |
Rückkehr nach Deutschland. Teilnahme an den Beratungen der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt. Mitarbeiter an der von Karl Marx redigierten "Neuen Rheinischen Zeitung". Verhaftung wegen "Aufreizung zum Umsturz". |
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1851 |
Zum zweiten Mal Flucht nach London. Sein Haus in London wurde Sammelpunkt vieler Emigranten. |
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1868 |
Nach 17 Exiljahren Rückkehr nach Deutschland: rauschender Empfang. Wohnung in Stuttgart. |
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1876 |
Am 18. März starb Ferdinand Freiligrath in Cannstatt. |
Gedichte
Warnung vor dem Rhein. (von Karl Simrock) An den Rhein, an den Rhein, zieh nicht an den Rhein, Siehst die Mädchen so frank und die Männer so frei Und zu Schiffe, wie grüßen die Burgen so schön Und im Strome, da tauchet die Nix aus dem Grund, Dich bezaubert der Laut, dich bethört der Schein, |
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Auf dem Drachenfels (von Ferdinand Freiligrath) Hoch stand ich auf dem Drachenfels; Er flog hinab, er flog hinan, In seiner Trauben lust'ger Zier, |
Literarische Materialien mit noch ausführlicherer Wegbbeschreibung - ca. 80 Seiten DIN A 4, 17 s/w-Abbildungen - in der Buchhandlung Dr. Werber, Hauptstraße 40, 53604 Bad Honnef erhältlich.
Orte
Menzenberg/Bad Honnef Freiligrath, mit dem Simrock trotz verschiedener politischer Einstellung zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb, gibt in einem Brief vom 18.3.1841 eine farbige Darstellung der Lebensform im Landhaus Simrocks: "Ich kam gerade von Simrocks Weinbergen zurück (...) und war selbst voll Frühlingslust und Lerchenjubel. Ach, es ist doch ein süperbes Stück Welt, diese prächtige himmlische Erde, - und nun zumal der Rhein und das Siebengebirge! Ich beneide Simrath (so nannte Simrock in Anklang an seinen eigenen Namen und an den Mazeraths) den Redlichen um sein Hausen dran. Da hat er sich in einer sonnigen Bergschlucht mitten in seine Reben ein Häuschen gebaut, läßt den Wein schneiden, legt Spargelbeete an, keltert und übersetzt den Parzival, alles durcheinander, es ist eine wahre Freude. Als ich neulich zu ihm kam, stand er mit seiner altdeutschen Ruhe mitten unter seinen Arbeitern, hatte den Wein in der Hand und ließ Kalk und Dünger in seine neuen Spargelbeete schütten. Beatus ille etc. - 'S ist ein guter, lieber Kerl, der Simrock!" |
Rheinbreitbach Karl Simrock an Herman Grimm (1828-1901), ältester Sohn von Wilhelm und Dorothea Grimm, im Jahre 1853: In diesem Brief wird erwogen, wo die Grimms Sommerquartier beziehen sollen. Godesberg, Königswinter, Honnef werden mit allen Vor- und Nachteilen hinsichtlich Lage und Quartier geschildert, dann aber Rheinbreitbach als günstiger Standort empfohlen. "Ich weiß allerdings dem Verdachte nicht ganz aus dem Wege zu gehen, diesen Ort wegen der Nähe von Menzenberg in Vorschlag zu bringen. Aber Honnef liegt uns doch kaum weiter, und unsere Vorliebe für Breitback beruht auf Vorzügen, die auch die Ihren anerkennen würden. Es ist sehr viel heimlicher und traulicher da, das Idyll wird nicht durch feine Staffage gestört, es ist keine Toilette nöthig, Gustelchen läuft im Morgenrock auf die Koppel oder auf das Horn und winkt der Mutter herab, die eben zum Schlaffenster herausguckt . ...Und welch ein Mittelpunkt ist Breitbach. Wie nahe bei Rolandseck, bei Honnef, bei Unkel." |
Unkel/Rhein
Den Westfalen Freiligrath zog es mächtig an den Rhein, der eben erst von der Romantik entdeckt, nun immer wieder besungen und vornehmlich von Engländern und Deutschen in seinen vielfältigen Landschaftsbildern gezeichnet wurde, wobei Phantasie und Wirklichkeit oft ineinander verschmolzen. Er war fest entschlossen, das Rheinland in poetischer Weise mit würdig zu vertreten - und suchte ein Zuhause. "Hab ein Belvedere hart am Rhein, um das mich ein Fürst beneiden würde", schrieb er alsbald an seine Freunde, nachdem er das stattliche Haus an der Uferpromenade zur Miete bekommen hatte. Und schwärmerisch fügte er noch an: "Die Gegend ist ein Paradies, das Nest, in dem ich wohne, ist so still und einsam, und dabei durch Dampfer, Flöße und Segler so mitten in der Welt, daß mir ungeheuer wohl darin ist". Er, der Retter des Rolandsbogens, häufig mit seinem braunen Münsterländer Hund "Strolch" und dem Pferd "Sultan" unterwegs, fand hier auch die Liebe seines Lebens. Des Dichters Jahre in Unkel sollten die glücklichsten, ungebundensten und sorglosesten seine ganzen Lebens bleiben (werden). |
Wegbeschreibung
Folgen Sie dieser Wegmarkierung. Die Weglänge beträgt 6 km.
Menzenberg / Haus "Parzival" Hagerhof Simrockstraße / Rheinbreitbach Vonsbach Hauptstraße Burgstraße Burgruine "Untere Burg" der Herren von Breitbach Kirchplatz / Kirche Rheinbreitbach Großer Büchel Obere Burg / Rathaus Schulstraße Am Grendel "Eselsweg" Auf dem Kreuzbüchel / Scheuren Wolkenburgstraße St. Josefstraße / Scheurener Straße Spätgotische Kapelle von 1519, heutiges Ansehen aus dem späten 17. Jahrhundert. Überführung B 42 Scheurener Straße / Unkel Bahnhofstraße Frankfurter Straße Pützgasse Rheinpromenade Haus Freiligrath Schiffsanlegestellen: Köln-Düsseldorfer, Siebengebirgsschiffahrt, Bonner Personenschiffahrt |
nach Bonn 10 km |